Das Pferd meines Gastbruders Juan |
Oder, wie war das Sprichwort?
Heute ist mir daran gelegen euch auch die nicht menschlichen Mitbewohner ein wenig näher zu bringen.
Unser neustes Familienmitglied ist auch gleich das größte. Mein Gastvater und –bruder arbeiten ja auf dem Land irgendwo mit Kühen. Sie sind also richtige Cowboys, aber als wäre das nicht schon genug, komme ich am Wochenende nach einem kleinen Ausflug mit der Freiwiligen Sophia aus Santa Cruz nach Hause und dachte mich tritt ein Pferd, denn in unserem Garten stand eins. Juan, ein absoluter Pferdeliebhaber, hat sich also mal eben so ein Pferdchen gekauft. Damit fehlt ihm zum richtigen Cowboy meines Erachtens nach eigentlich nur noch ein fescher Hut, aber wenn er so davonreitet, macht das schon Eindruck, denn hier sind Pferde absolut selten. In Santa Cruz gab es sie zur Genüge, doch hier auf dem Land, sieht man kaum eins.
Der freifliegende Papagei mit einer Mandarine |
Dann kommen die allgegenwärtigen Hunde. Es gibt unzählige Straßenhunde, die mal mehr, mal weniger gut genährt sind. Wovon sie sich genau ernähren, weiß ich nicht, denn hier gibt es nicht diese Müllhaufen, wie in Santa Cruz, dennoch scheinen sie ganz gut zurecht zu kommen, denn es gibt immer wieder welche, die wunderbar gesund und gepflegt aussehen.
Die beiden redenden Papageien |
Aber es gibt auch genug Hunde, die in Familien leben, meist mehr als einer. Meine Familie hat inzwischen sechs davon. Haustiere kann man sie aber nicht wirklich nennen, denn ins Haus dürfen sie eigentlich nicht. Den letzten beißen die Hunde, stimmt hier nicht ganz, denn zuerst bemerkt man meist Diabla (die Teufelin), die am Eingang liegt, mal mit, mal ohne Kette. Wie der Name vermuten lässt, ist sie nicht ganz harmlos und hat auch schon mehrmals zugebissen. Ein Glück nicht mich.
Daneben liegt meist Fiona. Ein ganz schöner Brecher, aber harmlos wie eine Stubenfliege. Da kann ein Kind auch schon mal mit der Drahtbürste auf ihren Kopf hauen und sie guckt nur leicht bedröppelt. Total liebes Hundchen.
Dann kommt Pequeña (die Kleine), die am meisten Haustier ist, weil sie sich immer wieder heimlich in die Küche oder das Wohnzimmer schleicht und es sich dort bequem macht, bis sie jemand bemerkt und mit „Peque, salí!“ hinausscheucht. Sie hatte allerdings auch schon eine Auseinandersetzung mit Diabla, weshalb ihr das linke Auge fehlt.
Dreckschwein |
Peque hat vor wahrscheinlich einem Jahr Junge gekriegt, von denen zwei hinten im Garten leben. Der eine ist ein hübscher Schokobrauner mit Namen Casper und sein Bruder hat immer noch keinen Namen, weshalb ich ihn momentan einfach Idefix nenne. Während Casper leider krank ist und kaum etwas frisst, ist Idefix schon deutlich größer und lebhafter und klaut neuerdings meine Schuhe, wenn ich nicht im Haus bin.
Gänse bei einer Regendusche |
Und die kleinste Hündin heißt Duquesa (die Königin) und ist wahrscheinlich gerade mal einen Monat alt. Sie war ein Geburtstagsgeschenk an den Vater, der sich aber insgesamt am wenigsten um die Hunde – die alle ihm gehören – kümmert. Duquesa konnte am Anfang nicht mal laufen, macht sich aber inzwischen schon ganz gut und beißt beim Spielen auch mal ordentlich zu, sodass ich auch schonmal geblutet habe.
Hühnermami mit ihren Küken |
Ich glaub mein Schwein pfeift!, dachte ich, als plötzlich eins im Garten stand. Normalerweise sind die beiden Schweine in ihrem kleinen Verschlag in der Ecke des Gartens untergebracht. Dem einen schien der jedoch plötzlich zu klein geworden zu sein – ist er auch – und ist kurzerhand ausgebrochen um sich mal einen Moment frei bewegen und im Staub wälzen zu können. Wäre viel schöner, wenn sie immer frei rumlaufen könntetn, denn Schweine sind wirklich tolle Tier, meiner Meinung nach. Auf einer Mikrofahrt über die Dörfer sieht man unzählige Schweine, die auf einem Grasstück vor den Grundstücken angebunden sind und sich so in einem Radius von fünf Metern suhlen können. Das ist ein wirklich schönes Bild!
Rosa Schweinchen |
Den Gestank, der manchmal in Garten herrscht, verursachen aber nicht die Schweine, sondern die ganzen Hühner und Gänse. Die plustern sich den ganzen Tag auf und hocken nachts in den Bäumen, sowas hab ich auch noch nie gesehen. Und seit ein paar Tagen laufen auch noch rund 15 Küken hinter ihren Hühnermamas hinterher und piepsen, was das Zeug hält. Der Hahn im Korb passt auch immer schön auf, dass alle hinten im Garten bleiben, auch wenn einige es doch nach vorne zur Küche schaffen und versuchen irgendwo etwas zu Fressen abzugreifen. Dabei sind sie wohl die einzigen Tiere, die das richtige Futter erhalten: Maiskörner.
Die kleine Duquesa |
Die Hunde kriegen meist Essensreste aus Reise, Kartoffeln und mal einem Stück Fleisch und die Papageien kriegen Brot mit überzuckertem Tee aufgeweicht. Davon gibt es insgesamt drei. Zwei von ihnen sitzen in einem viel zu kleinen Käfig und plappern, was das Zeug hält. Meist sagen sie „Hola!“ oder „Lourdes“ (was sich eher anhört wie „Lula“), manchmal schaffen sie es aber auch noch andere Namen oder „Señora“ zu sagen. Der dritte Papagei spricht kein Wort, dafür ist es aber frei. Da sitzt man nichtsahnend am Tisch und frühstückt und plötzlich hört man direkt hinter sich einen Papageienschrei. Dann hängt der Papagei kopfüber von der Dachkante herunter und schaut mal, was in der Küche so los ist. Nach einigen akrobatischen Übungen hat er es dann nach unten geschafft und sitzt einem beinahe im Nacken, weil er Hunger hat. Dort bleibt er solange und macht Lärm, bis er etwas zu fressen bekommt.
Idefix |
Stumm wie ein Fisch sind dagegen tatsächlich die Fische. Auch angekommen, in der Zeit, in der ich hier bin. Zwei kleine Fische, die in einer kleinen Tupperschale ihre Runden drehen. Gastschwester Betsy füttert sie fleißig dreimal am Tag und wechselt auch alle zwei Tage das Wasser, was die Haltung insgesamt jedoch nicht besser macht.
Und ebenfalls im Wohnzimmer haben es sich inzwischen auch zwei Echsen gemütlich gemacht. Es sind nur kleine Salamander, die aber sobald es dunkler wird ihre Runden an den Wänden drehen. Sie laufen einfach mühelos senkrecht daran entlang, als gäbe es keine Schwerkraft. Der eine jagt den anderen und so geht es den ganzen Abend rund.
Casper |
Und einen für mich sehr außergewöhnlichen Gast hatte ich vor ein paar Tagen in der Bibliothek, als ein Vogel hereinflog. Aber es war kein gewöhnlicher Vogel, sondern ein Kolibri! Der schwebte plötzlich mit seinen zig Flügelschlägen pro Sekunde im Raum und fand natürlich nicht mehr hinaus. Als er dann irgendwann erschöpft am Fenster saß und einmal still hielt, hab ich ihn schnell in die Hand genommen – ein winziges Vögelchen – und wieder nach draußen gebracht. Ist doch etwas ganz anderes, ob es ein alltäglicher oder ein exotischer Vogel ist.
Pequeña |
Das wars auch erstmal wieder von mir
Liebe Grüße aus dem Tierreich
Lisi
Da gehts ja zu wie im Zoo. Sehr schön geschrieben Lisi und spannend zu lesen. Schön mal wieder was von dir gehört zu haben.
AntwortenLöschenMfG Jakob
Hola, Lisi,
AntwortenLöschendas ist wirklich schön, was du schreibst. So viele Haus- und Gartentiere hast du in Deutschland nicht.
Gruß von den beiden Urlaubern
Ma & Pa