Nachdem ich nun
fast einen Monat lang nichts mehr von mir habe hören lassen, will ich ein wenig
über eine kleine Veränderung meines Projektes berichten.
Seit knapp vier
Wochen arbeite ich nicht mehr ganzstags in der Bibliothek, sondern nur noch
nachmittags. Meine Vormittage verbringe ich inzwischen im Centro de Ancianos „Vida Feliz“, was übersetzt in Etwa heißt:
Altenzentrum „Glückliches Leben“. Seitdem ist mein Vormittag sehr
abwechslungsreich geworden, doch erstmal eine kurze Beschreibung des Zentrums.
Mit einem
Altenheim, wie es in Deutschland existiert hat es nicht viel zu tun, denn es
gibt eigentlich keine Bewohner, sondern nur Besucher. Die älteren Menschen
trudeln zwischen acht und neun Uhr morgens ein. Von Montag bis Freitag sind es
zwischen 30 und 50 Leute - wenn es regnet, kommen meist nur 20, denn die Straße
ist nicht asphaltiert und manche können nicht mehr gut durch den Matsch laufen
– am Samstag sind es meist 150-200. Zwischen neun und halb zehn gibt es dann
Frühstück, was die Köchin Berlinda zubereitet: ein heißes Getränk, sowie
Brötchen (ab und an sogar mit etwas Honig). Danach folgt das Programm, das je
nach Wochentag variiert. Es gibt den Tag der Gesundheit, an dem die
Krankenschwester Mariela über Krankheiten und deren Prävention, sowie
Behandlung erzählt. Es gibt den Tag der Spiritualität, wo abwechselnd
Geistliche verschiedene Religionen Impulse geben, aus der Bibel vorlesen oder
eine Messe halten. Der Tag der Landwirtschaft ist hauptsächlich für die Männer,
die dann den Obst- und Gemüsegarten auf dem Gelände in Ordnung bringen.
Außerdem backt Don Julian (Don ist
eine respektvolle Anrede für Männer), ehemaliger Bäcker, jeden Mittwoch in der
Früh Brötchen, die es dann die Woche über zum Frühstück gibt. Und jeden Tag
erhält Köchin Berlinda Hilfe von den Frauen, die beim Schälen und Schneiden
helfen, damit es gegen zwölf Uhr dann für alle Mittagessen gibt.
Nach dem
Mittagessen gehen alle wieder nach Hause – entweder leben sie alleine oder sie
wohnen bei einem ihrer Kinder, die jedoch nicht genug Zeit haben sich um ihre
Eltern zu kümmern. Drei Männer haben jedoch kein Zuhause mehr und haben in der
noch lange nicht fertiggebauten Herberge auf dem Grundstück des Zentrums ein
Bett gefunden. Sie teilen sich ein Zimmer, das bisher leider noch keine Tür und
kein Badezimmer hat. Dafür müssen erst genug Spenden zusammen kommen, doch
wenigstens müssen sie nicht mehr auf der Straße schlafen und können vorläufig
die Toiletten und die Dusche am Haupthaus benutzen.
Mit mir zusammen
arbeiten dort Willan – der Leiter – Berlinda – die Köchin – Mariela – die
Krankenschwester und eigentlich noch die Sekretärin Zulma, die aber gerade im
Mutterschutz ist. An den Samstagen haben wir dann noch zwei Helfer mehr, denn
das Samstagsprogramm gestaltet Becci und außerdem kommt noch Anita (aus
Belgien) die Fotos macht und sie die Woche darauf an die Besucher verschenkt,
die sich immer riesig darüber freuen.
Auch wenn ich
keine feste Aufgabe habe, sondern immer gerade da helfe, wo jemand Hilfe
braucht, fühle ich mich so wohl wie nie hier in El Torno. Ob ich Berlinda bei
der Essensausgabe helfe, Mariela bei Hausbesuchen begleite, Willan in Sachen
Computer helfe, mit Don Julian Brot backe, mit den Besuchern einen Spaziergang
durch die Nachbarschaft mache, beim Erbsensortieren helfe, Fotos mache oder
mich einfach mit dazu setze und ein wenig plaudere...ich fühle mich wohl. Und
das liegt einfach nur daran, dass alle Menschen dort ausnahmslos lieb zu mir
sind. Alle freuen sich immer mich zu sehen, fragen wie es mir geht, was ich
gemacht habe, wann ich wieder zurück nach Deutschland muss und dass sie mich
dann vermissen werden. Es ist einfach schön!
Liebe Grüße, von
einer, ein gutes Stückchen glücklicheren
Lisi
P.S.: Leider klappt das mit den Fotos gerade nicht. Sie folgen, sobald es wieder funktioniert.