Dienstag, 6. Dezember 2011

Konfirmation bei den Katholiken

Nein, ich habe mich nicht verschrieben. Wir haben tatsächlich am vergangenen Sonntag in der katholischen Kirche hier in El Torno Confirmación gefeiert. Aber das war letztendlich natürlich kein evangelisches Fest, sondern liegt einfach nur daran, dass Firmung auf Spanisch Confirmación heißt. In den ersten Wochen hier hat mich das manchmal verwirrt, bis ich mich inzwischen so daran gewöhnt habe, dass ich bei meinen Einträgen hier drauf achten musste Firmung, statt Konfirmation zu schreiben.

Fertig geschmückte Kirche kurz vorm Einzug der Firmlinge

Seit einigen Wochen haben Litzi und ich, wenn wir in der Bibliothek ein bisschen Zeit hatten zwei Dinge gemacht. Zum einen haben wir aus Moosgummi Blütenblätter ausgeschnitten, woraus wir nachher Blumen zur Dekoration der Kirche basteln wollten und zum anderen haben wir Tischdeckchen mit Blumen bemalt, die von unserer Firmgruppe als Geschenk an die Kirchgemeinde gehen sollten. Hier einmal ein herzliches Dankeschön an meine Vorgängerin Sabrina, die schon ziemlich fleißig war und zig Deckchen bemalt hatte, sodass für mich nicht mehr so viele übrig blieben. Ich habe nicht sonderlich viel Enthusiasmus an den Tag gelegt, denn malen ist nicht so meine Stärke und beim Gedanken daran, dass die dann demnächst in der Kirche als Deko genutzt werden würden, besserte sich meine Laune darüber auch nicht weiter. Aber ich habe mich zumindest zu ein paar Stück überreden lassen.

Die Styroportaube über dem Altar

Insgesamt war das Ganze aber wieder seeeehr knapp von Litzi geplant, sodass sie eine Woche vorher die restlichen Deckchen an ihre Firmlinge verteilt hat. Warum sie das nicht von Anfang an gemacht hat, habe ich noch nicht verstanden, denn es sollte ja auch ein Geschenk der Firmgruppe und nicht nur von Litzi sein. Die meisten argumentierten dann damit, dass sie nicht malen könnten und keine Zeit hätten, wurden letztendlich aber doch dazu verdonnert. Da sich aber einige nicht mal Mühe beim Malen gegeben haben, musste ich am Sonntagmorgen (vor der Firmung am Nachmittag) noch drei Deckchen übermalen, damit sie annehmbar waren. Und man konnte deutlich sehen, dass es bei dem vorigen Versuch nicht an Talent, sondern nur an Lust gemangelt hatte.

Meine lieben Sitznachbarn

Mit den Moosgummiblumen waren wir natürlich auch noch kein Stück weiter und Litzi bestand darauf, dass wir 40 Stück davon machen; für jede Bankreihe in der Kirche eine. Jede Blume fünf Blütenblätter, fünf grüne Blätter drumrum, in der Mitte einen Pappzylinder zum festkleben der Blätter, einen Zahnstocher reingespiekst und noch eine Moosgummi-Feuerzunge oben dran. Im Klartext also verdammt viel Arbeit, dafür, dass es schon Donnerstag war. Sie hat dann noch mehrere Treffen angeordnet, wo kaum jemand zum Helfen kam, sodass wir am Sonntag noch viel zu viel zu tun hatten.

Also klopfte es um sechs Uhr morgens (!) an meiner Tür und Litzis Hilferuf riss mich aus dem Schlaf. Völlig verschlafen, denn um sechs Uhr morgens an einem Sonntag, bin ich zu nichts zu gebrauchen, erhob ich mich also und half bei allen möglichen kleinen Dekorationsteilchen. Nach und nach trudelten dann auch noch einige Firmlinge ein um zu helfen.

Eine prall gefüllte Kirche

Irgendwann begaben wir uns dann in die Kirche, während Litzi in die Stadt fuhr um den Blumenschmuck zu besorgen. Das Dekorieren wurde, wie es letztendlich meistens ist, von drei oder vier Leuten übernommen, während die anderen nur herumsaßen und quatschten. Die Jungs kletterten die Leiter hoch und spannten Stoffbahnen an der Decke entlang, eine gigantische Styroportaube und Feuerzungen, auf denen die sieben Todsünden standen. Einige Mädchen kümmerten sich derweils um zwei Schriftzüge, die quer durch die Kirche gespannt werden mussten und besagten, dass der heilige Geist hier sei, und verteilten die gebastelten auf den Bänken.

Es lief aber so chaotisch ab, dass es verflixt lange dauerte und als Litzi um halb drei dann eintraf, waren nur noch drei von den Jungs übrig geblieben, die ebenfalls gerade gehen wollten, weil sie sich um drei im Theater zum Vorbereiten mit allen Firmis treffen sollten. Zwei von ihnen machten sich dann noch schnell aus dem Staub, nachdem sie Litzis Strafpredigt abbekommen hatten, die eigentlich diejenigen verdient hätten, die überhaupt nicht geholfen hatten. Und einer blieb übrig, der dann die fehlenden Feuerzungen aufhängen musste, bis Litzi zufrieden war. Litzi und er kamen natürlich dann viel zu spät zum Treffen, wobei ich das Glück hatte noch in Ruhe duschen zu dürfen, denn es war ein wirklich unerträglich heißer Tag.

Die Firmgruppe von Litzi

Ich bin dann gleich in die Kirche gegangen und um vier Uhr ging dann die Firmung los. Die Kirche war leer, als die Firmlinge mit ihren Paten einzogen, denn es waren insgesamt 205 von ihnen. Mit den Firmpaten zusammen füllten sie also die Kirche und ihre Familienangehörigen, die hier nicht so zahlreich erscheinen, wie in Deutschland, durften sich in den letzten zwei Reihen hinsetzen oder stehen. Ich hatte ein Glück wieder bei den Musikern vorne Platz gefunden, sodass ich gut sehen konnte und einen Sitzplatz hatte.

Die Feier an sich lief sehr ruhig und geordnet ab, auch wenn ich noch immer nicht verstehen kann, wie man zu seiner eigenen Firmung zwei (!) Stunden zu spät kommen kann, aber naja. Anschließend wurden die Katechisten, Messdiener und ich natürlich noch zu einem Snack im Pfarrheim mit dem Bischof eingeladen, der, wie sich herausstellte, nicht aus Bolivien kam und sogar ein bisschen deutsch konnte.

Katechisten, Pfarrer und Bischof (sucht mich!)

Tja und damit war es dann vorbei. Eine andere Firmgruppe hatte innerhalb einer Stunde die ganze Dekoration wieder entfernt, damit die Kirche für den abendlichen Adventsgottesdienst wieder in violett geschmückt war, doch zu Litzis Leidwesen waren auch alle gebastelten Blumen verschwunden, sodass für sie und mich keine mehr übrig geblieben war. Kann man nicht ändern.

Die zwei übriggebliebenen Blumen
Liebe Grüße von der catequista blanca (weißen Katechistin)
Lisi
 
Mit Daniel und Lucy von der Musik

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