Dienstag, 14. Februar 2012

Meersucht

Kathedrale von La Paz
 
In Uyuni war meine Reise aber noch nicht vorbei. Zwar verabschiedeten wir uns von einigen Freiwilligen, aber Sophie, Julia und ich machten uns noch auf den Weg nach La Paz. Der erste Eindruck ist entscheidend, wird gesagt, hinsichtlich La Paz kann ich das nicht bestätigen. Ich hatte den Regierungssitz Boliviens als lautes, hässliches, verdrecktes Chaos in Erinnerung, doch das lag scheinbar vor allem daran, dass ich in meinen ersten Tagen in Bolivien einfach noch vollkommen überfordert war.
 
Kreuzweg auf dem Berg

Als wir von EL Alto (die Stadt geht beinahe in La Paz über, liegt aber auf dem Plateau deutlich höher und nicht im Talkessel von La Paz) hinab nach La Paz fuhren, erstreckte sich diese riesige Stadt über alle Berghänge, die man sehen konnte. Viel Grün war nicht dabei, aber allein diese trotzigen Häuschen, die sich an unmöglich steile Berghänge schmiegen, bilden ein fantastisches Bild. Und insgesamt wirkte die Stadt viel ruhiger, da schien mir der Verkehr in Santa Cruz deutlich schlimmer zu sein, nur die Abgase merkte ich doch deutlicher.
 

Lago Titicaca
 
Am Terminal wurden wir dann von Christian, einem Freiwilligen, der in EL Alto wohnt, abgeholt und machten uns mit unseren Rucksäcken auf dem Schoß im Minibus (er war wirklich klein) wieder auf den Weg nach El Alto, wo wir dankenswerterweise bei Christian unterkommen durften. Wir genossen den Luxus einer Dusche, mit der wir endlich all das Salz abwaschen konnten, und einer Waschmaschine, damit auch unsere Klamotten endlich wieder sauber wurden. Abends kochten wir dann gemeinsam einen wilden Mix aus Bratkartoffeln, Spiegelei, Fleisch und Gemüse. Bei dem Film, den wir uns danach anschauen wollten, schliefen wir dann aber doch ein, weil die Flotafahrt nicht ganz so erholsam war.
Unsere Abreise nach Copacabana verschob sich dann noch krankheitsbedingt um einen Tag, aber dann ging es los. Erneut mit gepacktem Rucksack auf Umwegen zum Friedhof, von wo Busse abfuhren. Mit guter Musik auf den Ohren waren die drei bis vier Stunden Fahrt im Minibus gut auszuhalten und eine Stunde lang konnten wir schon den Titikakasee bewundern, der sich endlos entlang der Straße erstreckte.
 
Ich habs nach oben geschafft

In Copacaban suchten wir uns rasch eine Unterkunft und wollten dann schnell zum See um die Aussicht dort zu genießen. Schnell ging aber nicht, denn die Straße zum Strand ist ein einziges Schmuckparadies. Hunderte von Metern ein Laden schöner als der andere mit Schmuck, Klamotten und alles, was das Herz begehrt. Zwischendrin gibt es immer noch kleine nett gestaltete Cafés und so schafften wir es dann, mit leichterem Geldbeutel, noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang zum See. Wir setzten uns auf ein paar Steine und ließen uns die SOnne ins Gesicht scheinen. Und der Titikakasee ist wirklich so groß, dass man beinahe meinen könnten, es wäre ein Meer. Nur der Salzgeruch fehlte.
 

Armer Esel beim Mittagessen

Am nächsten Tag brachen wir dann früh zur Isla del Sol (Sonneninsel) auf. Hieß: alle auf ein Boot und erstmal eine ganze Zeit Bootfahren. Wir saßen oben im Freien, wo wir zwar die Sonne genießen konnten, allerdings auch dem kalten Wind ausgesetzt waren, weshalb ich auch froh war, als wir auf der Insel anlegten. Dort eilten wir zum Sandstrand, der gemütlich in einer Bucht lag und veranstalteten ein kleines Picknick. Um uns herum kein einziger Bolivianer, sondern 90% Argentinier und 9% Brasilianer. Während die sich alle auszogen und sich in Badesachen sonnten, verharrte ich in meinem Alpakapulli und meinem Schal um den Kopf, damit ich mir broß keinen Sonnenbrand holte; es hat funktioniert.
Die Rückfahrt gestaltete sich als etwas abendteuerlicher, als der Hinweg. Unsere Tourigruppe fuhr mit zwei Booten zur Südseite der Insel und da eins schon beinahe voll war, nahmen wir das andere. Schließlich gesellten sich noch drei ältere Herrschaften zu uns, bevor dann unser Kapitän zustieg. Er behauptete 17 zu sein, wirkte aber eher wie 14 und sein Gehilfe war vielleicht grade mal 10 Jahre alt. Zu dem Umstand, dass die beiden nicht wirklich einen richtig guten Plan vom Bootfahren zu haben schienen, zog derweil auch noch ein kleiner Sturm auf, sodass der Wellengang unser Boot ordentlich schaukeln ließ. Einparken gestaltete sich auch als besonders schwierig, aber irgendwie schafften wir es doch noch heile ans Land.

Unser Gefährt

Dort hatten wir dann kurz Aufenthalt, bevor es wieder auf dem Boot zurück nach Copacabana ging. Diesmal alle Touristen zusammen auf ein Boot, doch obwohl Sophie darauf bestand, nur auf ein Boot zu steigen, wo ein erwachsener Kapitän am Steuer sitzt, stieg wieder unser junger Freund zu und wir hatten keine Wahl als auf sein Können zu vertrauen. Irgendwie kamen wir aber doch gut im Hafen an und genossen ein leckeres Abendessen in einem der Restaurants.

Am nächsten Morgen schliefen wir ein wenig länger, bevor wir uns auf daran machten einen der Berge zu besteigen, die als Kreuzweg gestaltet worden waren. Jede MengeLeute hatten die gleiche Idee und machten sich auf den beschwerlichen und extrem steilen Aufstieg. Auf der Höhe, auf der Copacabana ohnehins schon liegt auch noch Bergzusteigen, ist wirklich extrem anstrengend, aber als Sophie und ich oben angekommen waren – Julia hat bei der Hälfte eine Pause eingelegt – bot sich uns ein Ausblick über die Stadt und den See, der  schmerzende Beine und Atemlosigkeit wettmachte. Auf dem Weg kam aber wieder eine typisch bolivianische Aktion: ein Ehepaar mit seinen zwei Kindern sprach uns an und fragte irgendetwas mit einem Foto. Sophie und ich nickten gleich, weil wir davon ausgegangen waren, dass wir ein Foto von den Vieren machen sollten. Das meinten sie aber nicht, denn sie wollten ein Bild von ihren Kindern mit den beiden weißen Mädchen... Da wir schon zugesagt hatten, hatten wir keine andere Wahl mehr, wahrscheinlich drucken sie sich das Bild aus und rahmen es sich zu Hause ein..
 

Unser Kapitän

Steiler Aufstieg auf den Berg
 
Nachdem wir dann rein zufällig noch meine Vorgängerin Sabrina getroffen, sie war gerade auf der Durchreise von Peru nach Santa Cruz, und eine Menge Geld in den Läden gelassen haben, packten wir unsere sieben Sachen, schnappten uns einen Minibus und fuhren wieder nach La Paz zurück.

Julia und Sophie

Sonnenuntergang am See
 
Damit liebe Grüße von dem meerlosen Bolivien
Lisi
 
Eine Cholita geht mit ihrem Schwein spazieren

Wallfahrtskirche in Copacabana

Schmuck ohne Ende

2 Kommentare:

  1. Meine liebe Lisi,
    du hast viel erlebt in den letzten Wochen und das scheint auch in El Torno so weiterzugehen. Man kommt kaum noch mit.
    Gruß
    Pa

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  2. Ich komme auch kaum hinterher mit dem Schreiben...

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