Mittwoch, 14. März 2012

Gras unter den Füßen

Vorgergezogenes Geburtstagsfrühstück
 
Ich möchte zu aktuellem Anlass einen kurzen Eintrag einschieben, bevor ich die Erlebnisse der letzten Wochen noch einmal aufarbeite um euch daran teilhaben zu lassen.

Wie vielleicht einige wissen, hatte ich gestern am 11. März Geburtstag und bin 20 geworden. Zu diesem Grund zum Feiern war ich allerdings nicht in El Torno, sondern in Cochabamba. Grund dafür war ein Seminar der Hermandad, zu dem sich die Chefs aus Deutschland und Bolivien, Vertreter der Freiwilligen in Bolivien, bolivianische Freiwillige, die in Deutschland waren und Vertreter der Projektstellen in Bolivien zusammensetzten und über verschiedenste Aspekte des Freiwilligendienstes beratschlagten und diskutierten.
Zwar war ich keine von den sechs Vertreterinnen, dennoch waren wir alle herzlich eingeladen uns am 8. März mit unseren Verantwortlichen aus Deutschland, in meinen Fall Michel Czech, zu treffen. In Santa Cruz traf ich mich mit Lissy, ihrer Schwester und Sophia um gemeinsam mit dem Bus die zwölf Stunden nach Cochabamba zu fahren. Die Straßenblockaden, die es auf der Strecke gab, umgingen wir geschickt, indem die Flota (der Bus) einfach die alte Straße nahm, die zwar etwas länger ist, jedoch nicht gesperrt war. Somit kamen wir donnerstags morgens in Cochabamba an und schafften auch irgendwie noch den Weg vom Terminal zur Casa del Catequista, wo das Seminar stattfand.
 
Blumenpracht 


Das Haus lag zwar recht weit vom Stadtzentrum entfernt, war aber sehr schön gebaut und von einem herrlichen Garten umgeben, in dem man es sich hätte gemütlich machen können, wäre das Wetter nicht so schrecklich kalt gewesen. Statt also den schönen Garten nutzen zu können, setzten wir uns drinnen zusammen und besprachen allerlei Dinge, auch schon was unsere möglichen Nachfolger angeht. Ein recht seltsames Gefühl. Mir bleiben noch viereinhalb Monate hier in Bolivien und dann schon darüber nachzudenken, wer mich danach ersetzen wird, ist komisch. Aber dennoch freute ich mich riesig, als Michael mir mitteilte, dass meine Projektstelle im August auf jeden Fall besetzt wird. Für das Projekt an sich und vor allem die unglaublich netten Menschen hier in El Torno, freut mich das riesig!

Am Ende des Donnerstages hätte ich dann eigentlich auch wieder nach El Torno fahren können, doch ich wollte zumindest noch ein bisschen was von Cochabamba sehen, wenn ich schon mal da war. Also quartierte ich mich gemeinsam mit Lena bei Larissa ein, einer Freiwilligen, die in Cochabamba arbeitet und wohnt, und erkundete gemeinsam mit ihr am nächsten Tag ein paar Ecken Cochas. Das Wetter hatte sich über Nacht schlagartig gebessert, sodass ich gut daran tat meine Sonnencreme zu gebrauchen, denn Cochabamba liegt ein paar tausend Meter höher als El Torno, weshalb die Sonne sehr viel stärker ist. Wir machten uns auch noch einmal auf den Weg zum Seminar, um uns dort einfach nur ein bisschen auf den Rasen zu legen, barfuß über die Wiese zu gehen und das Wetter zu genießen. Es machte fast den Eindruck von Urlaub, so im Grünen, ohne was zu tun zu haben.

Garten genießen

Johanna, Raul und Michael

Am Freitagabend machte sich dann der größte Teil der Freiwilligen auf den Weg um Cochas Nachtleben zu erkunden und dabei fühlte ich mich wieder ganz schön deutsch. Wenn man mit Deutschen weggeht, in eine Disko, die so eingerichtet ist, wie es auch eine deutsche sein könnte und dann auch noch die Musik läuft, die man in Deutschland in Diskos hört, lässt sich das wohl nicht vermeiden. Trotzdem umgaben uns eine Menge Bolivianer und wir hatten jede Menge Spaß beim Tanzen.
Der Samstag verflog relativ schnell. Ausschlafen, Essen, auf der Wiese liegen und die anderen zum Terminal bringen, da war es auch schon wieder abends. Inzwischen waren beinahe alle wieder in ihre Projekte gefahren, um Montag wieder arbeiten zu können, ich wollte jedoch meinen Geburtstag gerne mit den noch dort gebliebenen feiern und machte mich mit meinem Rucksack wieder auf den Weg in den Stadtteil Quillacollo zum Seminar. Als ich dort ankam, war die Feier schon im Gange, es gab Bier, Wein und diverse unalkoholische Getränke, Chips und Käse zum Naschen, einen bolivianisch-deutschen Musikmix und eine Menge gute Laune.
 

Der Cristo über Cochabamba
 
Nachdem wir schon ein paar Stunden mit tanzen, essen, trinken und quatschen verbracht hatten, setzten wir uns alle in einen großen Stuhlkreis und Hermann Stoffel (ein Deutscher, der schon lange Zeit in Bolivien wohnt und das Projekt in El Torno zum Laufen gebracht hat), Michael Czech (mein Verantwortlicher aus Deutschland) und Magnus Brüning (der deutsche Chef der Hermandad hier in Bolivien) führten ein Gespräch über eine engelsgleiche Erscheinung, die angeblich in der Runde sein sollte. Als Michael dann um kurz nach Mitternacht erkannte, dass ich diese Erscheinung war, gratulierten mir alle ganz herzlich zum Geburtstag und ich durfte eine halbe Stunde lang mit jedem Mann eine Runde tanzen, während Gitarre gespielt und gesungen wurde. Ich war danach zwar ganz schön kaputt, hatte aber jede Menge Spaß danach auch noch mit allen zusammen zu Nenas „99 Luftballons“ zu tanzen, bevor es wieder ein wenig ruhiger wurde.
Nach ein paar Stunden nächtlicher Geburtstagsfeier fiel ich dann aber auch müde ins Bett. Zur Messe am nächsten Morgen schafften ich es aber trotzdem noch, wo meine Gastschwester Litzi (sie war als meine Mentorin im Projekt anwesend) sogar noch eine Fürbitte für mich hielt. Beim Geburtstagsfrühstück gab es dann noch einmal ein Liedchen für mich, bevor sich die Anwesenden wieder an die Seminararbeit setzten und ich mich auf den Weg nach einem Internetcafé mit Skype machte, damit ich mit Mama und Papa reden konnte. Das gestaltete sich dann aber in Cochabamba so schwierig, dass ich dann einfach nur zum Telefonhörer griff um mir meine Glückwünsche aus Deutschland abzuholen. Auch wenn ich sie also nicht gesehen habe, konnten wir immerhin miteinander reden.
 
Jonas, Joaquin, Johanna, Michael, Christopher und Magnus mit mir am Tanzen

Ich, Joaquin und Christopher oben beim Cristo

Nachdem das Seminar zu Ende war, machten Julia, Johanna, Christopher, Steffi (alles deutsche Freiwillige), Joaquin (ehemaliger bolivianischer Freiwilliger in Deutschland), der Zuständige aus dem Projekt Camiri und ich uns noch auf den Weg zum Cristo. Cochabamba liegt nämlich in einem Talkessel, in dessen Mitte ein Hügel ist, auf dem die größte Christusstatue der Welt steht (größer auch als der in Rio de Janeiro) und die Stadt beschützt. Weil es gefährlich ist die endlose Treppe den Berg hinauf zu nehmen, machten wir es uns in einer der Seilbahnen gemütlich und hatten dann vom Fuße der Christusstatue einen grandiosen Blick über die drittgrößte Stadt Boliviens. Dann sind wir auch noch im Cristo hinaufgeklettert, um aus den kleinen Gucklöchern einen noch besseren Blick zu haben, wobei es wirklich sehr, sehr eng war. Und gerade, während die Sonne hinter den schneebedeckten Gipfeln am Horizont unterging, saßen wir wieder in der Gondel auf dem Weg nach unten.
 
Regenwolken im Sonnenuntergang
 
Nach diesem einzigartigen Erlebnis machte ich mich dann aber mit den anderen auch auf den Weg zum Terminal, damit ich irgendwann auch wieder in Santa Cruz ankommen würde.

Damit liebe Geburtstagsgrüße von der nun 20-jährigen
Lisi
 
Blick über Cochabamba

3 Kommentare:

  1. Du Omi :D
    Wäre ich wie geplant in Italin geblieben, hätte ich dort in meiner letzten Woche auch noch Geburtstag gefeiert... :)

    GRÜßE!!!

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  2. Na wenn das nicht ein Frühstück nach deinem Geschmack war...
    Das können wir hier nur noch mit einem Frühstücksei toppen!

    Besitos

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  3. Hi Lisi, Medi,
    genau das ist auch mein Kommentar. Das Frühstück hätten wir hier kaum toppen können. Aber wir hätten dich gern im Arm gehabt.
    Gruß
    Pa

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