Nun mache ich mit meinen Erlebnissen im Februar weiter, bis ich irgendwann alle Erlebnisse aufgearbeitet habe und mich wieder ganz den aktuellen Abenteuern widmen kann.
Neben Armut und Dritte-Welt-Land hat der eine oder andere vielleicht auch schonmal den Begriff „Karneval in Oruro“ in Bezug auf Bolivien gehört. Wenn nicht, sollte man das unbedingt nachholen.
Vom 18. bis zum 21. Februar herrschte dieses Jahr in ganz Bolivien ausgelassener Carnaval und Oruro, das im Reiseführer sonst eher sparsam erwähnt wird, wird von Touristenmengen, sowie ausgesprochen vielen Einheimischen nur so überflutet. Deshalb ist vor allem die Anreise, sowie das Finden einer Unterkunft mit viel Stress verbunden. Da wir Freiwilligen aber von der Hermandad die Unterkunft in einem Caritashaus gestellt bekamen, wollte ich mich dennoch auf den Weg machen und den Karneval in Oruro erleben.
Doch die Anreise stellte sich durchaus als problematisch heraus, weil seit einigen Tagen Bloqueos (Straßenblockaden, weil für irgendetwas demonstriert oder gestreikt wurde) zwischen Santa Cruz und Cochabamba stattfanden und das nunmal genau die Strecke ist, die ich nach Oruro nehmen musste. Am Terminal in Santa Cruz gab es also erstmal keine Direktverbindung nach Oruro und lediglich zwei Busse nach Cochabamba, die völlig überteuert waren, aber was soll man machen. Ich fuhr also einfach auf gut Glück nach Cochabamba, kam dort morgens um fünf Uhr an und hatte so viel Glück, dass ich eine halbe Stunde später in einem Bus nach Oruro saß. Es lief also letztendlich doch alles glatt.
Auch die Kapellen tanzten |
Nach einer überteuerten Taxifahrt zum Caritashaus und einer einstündigen Suche nach den anderen Freiwilligen, die schon Tribünenplätze hatten, saß ich endlich neben Julia auf meinem schmalen, aber überdachten Sitzplatz, von dem aus ich einen herrlichen Blick über die Plaza (den Platz) hatte, wo all die Tanzgruppen der Entrada (ungefähr so etwas wie ein Karnevalsumzug) vorbeitanzten und für die dort aufgestellten Fernsehkameras ihr Bestes gaben.
Es – war – beeindruckend! Es waren unendlich viele Gruppen in den buntesten, federreichsten, kürzesten, ausgefallensten Kostüme, die ich je gesehen habe. Und obwohl sie, als sie schließlich bei uns ankamen schon vier Stunden lang durch die ganze Stadt getanzt waren und einige auch schon eine Menge Alkohol in sich, tanzten sie wie wild und gaben ihr Bestes und das war wirklich toll! Die Kostüme weiter zu beschreiben spare ich mir aber nun, dafür sind die Bilder da. Immer nach ein paar Tanzgruppen kam dann eine große Kapelle, die für die musikalische Unterhaltung sorgte und am Beginn jeder Gruppe fuhr ein geschmücktes Auto mit einer Jungfrauenstatue vorweg.
Den ganzen Tag saßen wir dort und genossen das Schauspiel, bis wir dann irgendwann Hunger hatten und uns auf die Suche nach etwas Essbarem machten. Nach einem kurzen Snack auf der Straße, begaben Lena und ich uns jedoch in die falscheste aller falschen Straßen. Dazu muss ich erwähnen, dass die Straßen in Oruro bis zum Bersten mit Menschen gefüllt sind und es zu Karneval Brauch ist die Anderen mit Wasserpistolen und Sprühschaum abzuschießen. Ist auch eigentlich nicht schlimm, vor allem weil wir uns vorher auch eine Dose Sprühschaum zur Verteidigung gekauft hatten. Irgendwie schienen wieder aber eine Zielscheibe auf der Stirn zu tragen, denn wie auf ein Kommando fingen plötzlich alle Leute in der Straße an uns anzusprühen...es hörte gar nicht mehr auf und wir hatten einfach nur noch überall Schaum! In den Haaren, in de Nase, in den Ohren, im Mund (er schmeckt echt eklig) und auch überall sonst, sodass wir wahrscheinlich einfach nur noch wie Schaumbälle aussahen! Das Problem war dann, dass wir am Ende der Straße nicht weiterkamen, weil dort für die Entrada gesperrt war und wir die Straße mit den verrückten Schaumsprühern wieder zurückmussten! Also hätten wir uns nicht die Mühe machen müssen den Schaum zumindest aus dem Gesicht notdürftig zu entfernen, denn wir bekamen gleich nochmal die volle Ladung von allen Seiten ab. Als wir dann endlich ein wenig aus dem Gedränge heraus waren, ließen wir uns freiwillig von einem Jungen mit Wasserpistole nassspritzen, denn so ließ sich der Schaum besser entfernen.
Teufelinnen mit Masken |
Nach diesem Abenteuer war ich froh irgendwann wieder auf meinem Platz zu sitzen, wo keiner mich vollsprühte und meine Klamotten ein wenig trocknen konnten. Denn es wurde auch bald dunkel und in Oruro wird es dann auch schnell kalt. Die Entrada wurde dann aber erst richtig spannend, denn als es dunkel wurde, packten die Tanzgruppen plötzlich ihr Feuerwerk aus und es wurde ein großes Lichtspektakel.
Leider mussten wir uns dann sehr bald auf den Weg machen, weil wir nur bis um halb zwölf in das Caritashaus hineinkonnten. Das war dann doch sehr schade, denn eigentlich hatte die Karnevalsfeier gerade erst angefangen und wir wären gerne noch länger draußen geblieben, aber das ließ sich dann nicht mehr ändern.
Eigentlich war mein Plan bis Dienstag in Oruro zu bleiben, aber die Stimmung bei den anderen Freiwilligen war durch die geplatze Samstagnachtfeier irgendwie im Keller und alle fuhren wieder in ihre Projekte zurück. Alleine bin ich natürlich nicht geblieben und machte mich deshalb mit Viola, Larissa und Steffi auf den Weg nach Cochabamba, von wo aus ich glücklicherweise einen der letzten Busse nach Santa Cruz erwischte und so schon am Montagmorgen wieder dort ankam.
Auch Regenponcho hilft nicht gegen den Sprühschaum |
Abendliches Feuerwerk |
Damit liebe Grüße von der Diablada, Morenada...
Lisi
Die hams mit dem Teufel aber.
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