Dienstag, 14. August 2012

79 Dinge über Bolivien

So, da ich nun wieder wohlbehalten in der Heimat angekommen bin und überglücklich bin endlich wieder von meiner Familie und meinen Freunden umgeben zu sein.
Dies ist also nun mein letzter Eintrag, da meine Zeit in Bolivien ja leider vorbei ist.
Hier aber noch ein paar Dinge, die ich in Bolivien erlebt habe:


In Bolivien...

...darf man auch in der Kirche telefonieren
...kann man auch als Ausländer alles von der Straße essen und trinken
...muss man nur als Erster hupen, um Vorfahrt zu haben
...mögen sich Hoch- und Tiefländer nicht
...hat man einen Fernseher
...hat eine Familie bis zu 14 Kinder
...wird auf Pünktlichkeit nicht so viel Wert gelegt
...gibt es das ganze Jahr über frische Früchte aus dem eigenen Land
...trägt Mann eine Käppi
...wird die Straße zum Fluss, wenn es regnet
...gibt es ab und an mal Straßenblockaden
...fällt manchmal der Strom oder das Wasser aus
...isst man jeden Tag Kartoffeln
...ist die Kindersterblichkeitsrate deutlich höher als in Deutschland
...ziehen viele Leute in das Tiefland
...hat jeder ein Handy
...gibt es Motorrad-Taxis
...gibt es kein funktionierendes Postsystem
...spricht man v und b gleich aus
...wird der Müll im Garten verbrannt
...erfrieren die Tiefländer bei winterlichen 9° C
...können manche Schüler in der achten Klasse noch nicht richtig schreiben
...gibt es jede Menge Cholitas
...ist es ganz schön staubig
...haben eigentlich alle schwarze Haare
...fährt kaum jemand Fahrrad
...schnallt man sich im Auto nicht an
...gibt es viele Straßenhunde
...ist die große Mehrheit katholisch
...gibt es viele Machos
...wäscht man Wäche mit der Hand
...wohnt man bei den Eltern, bis man heiratet
...hat jeder größere Ort eine Hauptplaza
...fällt bei Regen einfach alles aus
...bedankt man sich bei der Mutter nach dem Essen
...gibt es keine Mülleimer in der Öffentlichkeit
...kann man Shampoo nur in riesigen Flaschen kaufen
...werden wenige Bücher gelesen
...bekommen Hunde einfach die Essenesreste zu fressen
...gibt es in den Häusern keine Pflanzen
...kann man Fenster nur aufschieben
...hat man so viele Cousins und Cousinen, dass man nicht alle Namen kennt
...wird das Wäschewaschwasser mit der Zeit immer wärmer
...isst man mit dem Löffel
...laufen nachmittags schon Horrorfilme
...dürfen alle spucken, auch im Haus
...feiert man Nikolaus nicht
...erlebt man viel Kultur
...hat ein Baby auch nach zwei Monaten noch keinen Namen
...wird alles in Plastiktüten verpackt
...gibt es wunderschöne Stoffe
...braucht man keine Verkehrsregeln
...kann im Backofen erst Müll verbrannt und anschließend Brot gebacken werden
...zahlt kaum wer Steuern
...gibt es keinen Winter
...ist alles ziemlich günstig
...wird einem gewünscht, dass man morgen dicker wiederkommt
...blitzen Steckdose und Dusche schonmal
...kann man Leitungswasser auch trinken
...kann man wunderschöne Naturwunder erleben
...lernt man viel dazu
...wird mittags Siesta gemacht
...darf man nicht mal seinen Cousin fünften Grades heiraten
...macht man häufiger mal eine zwölfstündige Busfahrt
...gibt es eigentlich immer nur ein Erdgeschoss
...wird man als Weiße gleich als Amerikanerin abgestempelt
...gibt es kaum Supermärkte, dafür aber unzählige kleine Lädchen
...leben viele deutsche Menoniten
...fahren alle mit Gas
...sind alle Fenster mit Gittern versehen
...gibt es viele unverputzte Häuser
...sieht man viele Autos mit extra Lichtern oder besonderer Austattung
...sind Jalusien total in der Mode
...gibt es selten Regenrinnen
...kann man Tabletten einzeln kaufen
...kann man wunderschöne Handwerkskunst bestaunen
...ist auf der Straße immer etwas los
...ist man nur faul, wenn man eine Waschmaschine besitzt
...wird es manchmal ganz schön kalt
...
...ist es einfach fantastisch!

Vielen Dank für alle, die mich aus der Ferne begleitet haben.
Liebe Grüße
Lisi

Donnerstag, 26. Juli 2012

Die Affen rasen durch den Wald

Die Anakonda
 
So, bevor ich noch irgendwann einen Bericht über meine abschieds- und verabredungsreichen  letzten Tage hier in Bolivien schreibe, will ich erst noch einmal von meiner letzten und ausgesprochen faszinierenden Reise berichten.
Schildkröte beim Sonnenbad

Von weit weg beinahe unsichtbare Vögel

Ich traf mich mit Franziska, Sophie und Johanna in La Paz, schlugen uns dort einen Tag um die Ohren und setzten uns dann ins Flugzeug. Da waren wir doch ein wenig nervös, denn es war ein kleines Propellerflugzeug und die Berichte von Bekannten über den Flug waren nicht gerade ermutigend. Soch wir hatten einen begabten Piloten und setzten nach einer knappen Stunde auf der Landebahn in Rurrenabaque auf. Und da merkten wir mal wieder, wie unterschiedlich Bolivien sein kann. Wir waren nämlich mit vor Kälte zitternden Gliedern aus dem absolut nicht grünen El Alto im Hochland gestartet und als wir aus dem Flugzeug ausstiegen, beschlug alles durch die Feuchtigkeit und ich konnte bei der Hitze gleich beide Pullis ausziehen. Außerdem sah um uns herum plötzlich alles so aus, wie in Santa Cruz, nur nicht so trocken, denn Rurrenabaque liegt im Vor-Amazonasgebiet, beherbergt also sehr viele Flüsse.

Wasserschweine wälzen sich im Schlamm

Der von uns liebevoll getaufte: Flügeltrockner

Nach einer kurzen Fahrt im Minibus kamen wir bei der Touragentur an, bei der Johanna aus La Paz schon unsere Drei-Tages-Tour gebucht hatte. Die startete auch gleich und wir durften uns auf einer drei stündigen Fahrt über eine Staubstraße weiterhin dern Hintern platt sitzen. Doch dank des Fahrers konnte sich unsere Gruppe (außer uns vier Mädchen noch ein Paar aus England und zwei Jungs aus Israel) einer kurzen Pause erfreuen, denn auf der Straße sonnte sich gerade eine zwei Meter lange Anakonda. Die nahm der Fahrer dann natürlich auch gleich in die Hand, sodass wir sie bewundern konnte.

Nesträuber

Fröhliche Reisegruppe

Zum Mittagessen kamen wir in ein größeres Dorf, was auch nach der ganzen Fahrt die einzige Zivilisation war und von dort aus, ging es in anderem Gefährt weiter: ein langes Boot. Rucksäcke und Vorräte rein, Autofahrer durch Bootskapitän und gleichzeitig Guide ersetzt, Klappstühle aufgeklappt und auf gings. Den ganzen Tag fuhren wir über den ruhigen Fluss und entdeckten vor allem jede Menge unbekannter Vögel, einige Schildkröten und Wasserschweine und konnten die Füße auch mal ins angenehm kühle Wasser halten. Das erste Highlight war die Affenbande, die in dem Busch hauste, in den wir etwas unbeabsichtigt reingefahren sind. Und die waren nicht gerade schüchtern, sondern sprangen gleich fröhlich über uns und das Boot. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Das zweite Highlight war ein zehn Meter entfernter, ruhig am Ufer dösender Alligator. Später stellten wir aber fest, dass bei unserem Nachdomizil (Holzverschläge auf Pflöcken) der Alligator Pedro heimisch war und dort den ganzen Tag am Ufer lag und sich sogar anfassen ließ.

Es gab auch Möwen

Herr Nielson

Nachdem wir den Sonnenuntergang über der Pampa (so nennt man das dortige Flussgebiet) genossen und zu Abend gegessen hatten, setzten wir uns erneut ins Boot und machten uns im Dunkeln auf die Such nach gelb leuchtenden Augen im Wasser: Alligatoren auf der Jagd. So spannend, wie es klingt, war es dann aber nicht, weil wir im Gegensatz zu unserem Guide kaum Augen gesehen haben. Dafür hat er dann aber noch ein Babykrokodil aus dem Ufer gefischt, was vor Schreck erstarrt war.

Am nächsten Tag ging es dann erst einmal zu Fuß weiter: auf Schlangensuche! Wir wateten durch knöcheltiefes Sumpfwasser und fühlten uns mit unseren Gummistiefeln und Antimückenspray gut ausgerüstet. Doch da irrten wir uns, denn die Mücken ließen sich absolut nur durch Erschlagen davon abhalten uns überall zu zerstechen und die hohen Gummistiefeln halfen dann bei mehr als knietiefem Wasser auch nichts mehr. Und wir haben nicht mal eine Schlange gefunden. Also einfach Pech gehabt. Mit hunderten Mückenstichen mehr und sumpfigbraunem Wasser in Stiefeln und eingezogen in Socken und Hosen machten wir uns dann zum Mittagessen und anschließenden Siesta (Mittagspause) wieder zu unseren Hütten auf.

Brutzeit

Pedro kühlt sich im Wasser

Anschließend mussten die nicht Vegetarier unter uns dann einmal selbst für ihr Abendessen sorgen. Denn es sollte Piranha zu Essen geben, doch die springen natürlich nicht einfach so auf den Teller, sondern die muss man erst einmal angeln. Doch das ist eine Kunst für sich, denn nur weil man ein Fleischstückchen am Haken befestigt, die Leine auswirft und wieder einholt, wenn es zuppelt, heißt das noch lange nicht, dass da dann auch ein Fisch dran hängt. Nein, die Piranhas waren in den meisten Fällen viel schlauer als die Angler und fraßen einfach das Fleisch vom Haken ohne anzubeißen und die Angeln wurden eins um andere Mal leer aus dem Wasser gezogen. Schließlich hatten aber Johanna und Sophie Glück und ein Fisch biss an. Auch die Israelis und die Engländerin fügten ihren Beitrag zum Essen bei, den Rest fischte der Guide, der mehr Glück als alle zusammen hatte. Die Erfahrung Piranha zu essen schien aber dann etwas enttäuschend, denn es war gerade mal eine Gabel an einem Fisch dran.

Sonnenuntergang über der Pampa

Ab in den Sumpf!

Libelle

Am dritten Morgen hatte sich die Sonne hinter eine dicke Wolkendecke verzogen und es war kalt geworden, doch dafür kam eine andere Affenart raus und wurde natürlich von den Touris gleich mit Bananen belohnt, die sie gekonnt aus der Schale pulten um sie genüsslich zu verspeisen und sich keineswegs an den begeistert fotografierenden Menschen stören ließen. Und dann gingen wir wieder auf Suche. Diesmal wieder im Boot, denn wir wollten die pinken Flussdelfine sehen. Und es schien als hätten sie nur auf uns gewartet, denn kaum waren wir losgefahren, tauchten sie immer in unserer Nähe aus dem Wasser auf, prusteten oder hielten eine Flosse in die Luft. In einer Bucht, wo sie vergnügt zu spielen schienen, wagten sich dann einige von uns (ich natürlich auch) zu ihnen ins Wasser. Nach langem Schwimmen machten Johanna und ich dann die aufregende und beägstigende Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn ein zwei Meter großer Delfin im undurchsichtigen Wasser unter dir schwimmt und es ihm gefällt mit deinem Fuß zu spielen. Und dabei haben Delfine nichts süß Flauschiges an sich, sondern sind komplett mit harter Haut versehen und haben auch eine Menge Zähne, die ich dann (ganz harmlos) an meinem Fuß zu spüren bekam. Abenteuer pur!

Schmetterling

Bis zu den Knien im Sumpfwasser versunken

Und damit endete das Abenteuer Pampa dann leider auch schon wieder. Mit dem Boot ging es zurück zum Anleger, von dort wieder mit dem Auto nach Rurrenabaque und nach anderthalb Tagen dort wieder mit dem Flugzeug ins kalte El Alto/La Paz zurück.

Ein großer Reiher

Ausbeute fürs Abendessen

Gekonnt wird die Banana aus der Schale gepult

Wunderschöne Papageien


Unsere Gruppe mit dem Guide am letzten Tag
Liebe Grüße vom Ohrwurm des Liedes „Die Affen rasen durch den Wald...“, der uns seit der Affenbande nicht mehr losließ
Lisi

P.S.: Von den Delfinen habe ich keine Fotos, weil die einfach zu schnell waren...

Dienstag, 3. Juli 2012

Konzertgefühl


Hier ein kurzer Bericht eines interessanten Tages in Santa Cruz.

Nachdem ich am Samstagabend mit Sophia gemeinsam in einem Kunstzentrum in der Innenstadt war und dort kostenlos „Billy Elliot“ gezeigt wurde, traf ich mich am nächten Morgen mit Eva und ging mit ihr gemeinsam zu einem Gottesdienst. Einem bautistischen Gottesdienst, der sich als sehr interessant herausstellte. Eva warnte mich schon vor: „Nicht erschrecken, manchmal schreien die etwas“. 

Das Ganze fand in einer Veranstaltungshalle von der Größe der Halle 39 in Hildesheim statt und es war komplett voll.Vorne war eine große Bühne aufgebaut, wo eine Band aus 13 Mitgliedern gerade ihren Soundcheck beendeten und dann ging der Gottesdienst los. Mich erinnerte das alles eher an ein Rockkonzert, denn der Sänger sprang auf der Bühne herum, die ganze Gemeinde tanzte und sang mit und zudem war noch eine Lichtershow installiert. Der einzige Unterschied war, dass wir ausschließlich von Gott sangen. Mit Besinnlichkeit hatte das auf alle Fälle nichts zu tun, dafür hat es aber sehr viel Spaß gemacht. 

Irgendwann hörten wir dann auch auf zu singen und es wurden Predigten gehalten und aus der Bibel vorgelesen, bevor das logistische Wunder „Kommunionausteilung“ begann.
Neben mir erhoben sich nach kurzer Wartezeit die Leute in meiner Reihe und ich folgten ihnen. Wir wanderten durch die Sitzreihe bis zum Rand des Raumes, wo eine Tafel aufgebaut war, auf der Tabletts mit kleingeschnittenen Hostien und Minibechern Traubensaft standen. Evas Anweisungen folgend, nahm ich je eins und ging meinem Vordermann hinterher. Wir liefen einmal im Quadrat, bis wir wieder bei unseren Sitzplätzen angelangt waren. Dort setzten wir uns und warteten bis auch alle anderen Reihen wieder saßen. Das Ganze dauerte nicht einmal 13 Minuten für diese Masse an Menschen und dann nahmen wir gemeinsam das Abendmahl ein. 

Anschließend wurden noch alle Neugeborenen des letzten Monats in der Gemeinde willkommen geheißen und dann gab es wieder viel Lärm, denn es wurde erneut getanzt und gesungen. Außerdem gratulierten sich alle gegenseitig zum 65 Geburtstag der bautistischen Gemeinde in Santa Cruz, als wäre es ihr eigener.

Als der Gottesdienst vorbei war, lud mich Evas Gastfamilie noch nett zum Essen ein, bevor wir beiden nochmal ins Zentrum fuhren. Und da Eva kaum noch zwei Wochen in Bolivien bleiben, mussten wir nochmalein wenig einkaufen gehen. Glücklicherweise ist sonntags immer ein Handwerksmarkt hinter der Kathedrale, sodass wir genug Auswahl wunderschöner Dinge und purem Kitsch hatten. Erneut mussten wir feststellen, dass wir ein unschlagbares Einkaufsteam sind, denn wir fanden an allen Ständen die schönsten Sachen und haben reichlich Geld gelassen. Zum Abschluss haben wir uns noch von einem Straßenkünstler portraitieren lassen, bevor wir uns ein großes Eis gönnten und die zweite Halbzeit des EM-Finales gesehen haben.

Liebe Grüße von einem etwas anderen Gottesdienst

P.S.: Fotos gibt es leider keine, weil ich ja nicht auf so eine Aktion eingestellt war!

Erster Platz

Antike Geigen der Jesuiten
 
An einem vergangenen Wochenende habe ich mich nochmal zu einem kurzen Ausflug nach San Igancio de Velasco entschieden, um meinen Mitfreiwilligen Christopher dort zu besuchen.
Am Freitagabend stieg ich also in den Bus und nach ungefähr 12 Stunden teilweise extrem holperiger und unangenehmer Fahrt, kam ich dann in der wunderschönen von Jesuiten gegründeten Stadt an. Und ich schreibe nicht nur wunderschön, sondern ich meine es auch. San Igancio hat viel Ähnlichkeit mit Concepcion was bemalte Hauswände, die Kirche, die rote Erde und die Gestaltung der Plaza angeht, doch irgendwie hat es ein bisschen mehr.
 
An der Lagune
 
Nachdem ich meinen Rucksack bei Chris untergestellt hatte, gingen wir erst einmal frühstücken, denn ich hatteordentlich Hunger und brauchte Kraft, denn unser Plan war an diesem Tag eine kleine Rundfahrt zu machen. Um zehn Uhr ging es dann auch schon los. Ich hatte mich gut mit Sonnencreme eingedeckt und im Rucksack hatten wir ein paar kleine Snacks und Pullis für den Abend. Dann machten wir uns auf den Weg zu deutlich kleineren Jesuitendörfern: Santa Ana, San Rafael und San Miguel. Die Strecke dazwischen war von roter Erde und wunderschön grüner Landschaft geprägt, die typisch für dieses Gebiet (die Chiquitanía) ist. Zwischen den Dörfern und jeweils nach San Ignacio lagen laut Straßenschildern immer zwischen 40 und 50 Kilometer, die wir aber erstaunlich schnell zurücklegen konnten.
 
In der Dämmerung unterwegs
 
In den jeweilige Dörfern beurteilten wir dann die Gestaltung der Hauptplaza (San Rafel gewann), sahen uns die Kirchen an, wobei wir nur in San Rafael hinein konnten (dabei schnitt San Miguel schlecht ab, da es irgendwie mehr an eine Festung erinnerte) und in Santa Ana konnten wir sogar noch kurz in ein Museum, wo alte Werkzeuge und Instrumente ausgestellt wurden. Wir machten jeweils ausgiebige Pausen und in San Rafael testen wir diverse Eisverkäufer aus und beschlossen am Ende, dass der Verkäufer auf der Plaza mit seinem kleinen Wägelchen eindeutig das schmackhafteste Eis hatte.
 
Baum im Winter
 
Am Abend kamen wir ziemlich müde und voller roter Erde wieder in San Ignacio an, wo wir uns über eine Dusche und ein Bettchen freuten.
Der nächste Tag war nicht so anstrengend, aber nicht minder schön, denn nun zeigte mir Christopher ein bisschen von San Ignacio. Wir schlenderten über die Plaza, warfen einen Blick in die Kirche, kühlten die Füße in der nahen Lagune ab und machten es uns nach einem leckeren Mittagessen dann in einem Restaurant gemütlich um das Deutschland-Dänemark Fußballspiel zu sehen. Da konnten wir noch jubeln und das Bier genießen.
 
Christopher und die schön bemalten Wände

Naja und am Sonntagabend ging es für mich dann schon wieder auf nach Santa Cruz und anschließend nach El Torno. Und weil inzwischen kaum noch Zeit bleibt, musste ich mich von Christopher schon für längere Zeit verabschieden, weil wir uns wahrscheinlich nicht mehr sehen, bevor ich nach Deutschland fliege.
 
San Rafael

Liebe Grüße vom wunderschönen San Ignacio, das meiner Meinung nach den ersten Platz der Jesuitenstätten verdient hat
Lisi
Ein langer Weg vor uns

Da schreien die Füße

Steiler Aufstieg
 
Da waren die Blasen, die ich von meiner Wanderung in Peru bekommen habe noch nicht verheilt, da mussten meine armen Füße erneut in die Wanderschuhe, denn das Endseminar stand vor der Tür.
 
Aussicht auf grünere Zeiten

Kurz vorm Sonnenuntergang angekommen
 
Dafür ging es erst einmal wieder die bereits bekannte Strecke nach La Paz und diesmal fuhr ich nicht alleine, sondern wurde von den Freiwilligen Sven, Christopher und Lissy begleitet. Zuerst waren wir ja noch ganz zufrieden mit dem Bus, doch dann merkten Lissy und ich, dass unsere Sitze nicht zum nach hinten klappen geeignet waren – wir mussten also mit aufrechten Rückenlehnen 19 Stunden fahren und versuche irgendwie Schlaf zu finden – und dann war auch noch ausgerechnet der Fernseher in unserer Sichtweite so am Flackern, dass wir von „Titanic“ kaum etwas sehen konnten. Aber wir kamen auch so irgendwie in La Paz an, schlenderten den Tag über durch die Stadt und kehrten schließlich abends mit vielen der anderen Freiwilligen in einem Hostel ein. Dort ging es dann an die schwierige Aufgabe unsere Sachen auf zwei Gepäckstücke zu verteilen: ein leichtes zum mit auf die Wanderung nehmen und den Rest, der mit dem Auto fahren würde.
 
Unsere Wegführerin
 
Morgens um fünf klingelte dann der Wecker, um sechs trafen wir uns mit unseren Verantwortlichen Magnus und Araceli und dann ging es aus der Stadt und immer bergauf. Aber erst einmal im Bus, bis der uns dann in einer Berglandschaft rausließ und wir von dort aus laufen mussten. Wir befanden uns inzwischen auf 4900 Metern über Normalnull und es ging noch ein ganzes Stück Weg steil bergauf. Nach zehn Schritten blieb mir schon die Luft weg und der wenige Sauerstoff, den ich einatmete, kam nicht mehr in meinen Beinen an. Nach viel Anstrengung und einer Pause nach jeder Serpentine schaffte ich es irgendwann auch zum Bergkreuz. Und von dort bot sich uns ein atemberaubender Blick auf schneebedeckte Gipfel und weit unten in der Ferne grüne Berge.
 
Der wunderschöne Fluss der uns begleitete
 
Von da an ging es nur noch bergab. Dadurch war ich zwar nicht mehr so aus der Puste, dafür ging es aber mit der Zeit ganz schön auf die Beine. Dort mit jedem Schritt verloren wir an Höhenmetern und die Landschaft um uns herum veränderte sich nach und nach. Aus gefrorenen Bächen wurden große Flüsse, die kahlen Geröllhänge wurden zu bewaldeten Bergen und der steinige Weg irgendwann zu einem Trampelpfad durch den Dschungel. Und vor allem wurde es immer wärmer, sodass wir schnell mit Klamotten um uns warfen.
 
Nicht mehr ganz so schön der Fluss: unterhalb der Mine

Wochenenddomizil
 
Wir hatten aber auch ein ordentliches Tempo drauf, denn die Cholita, die vor uns herlief um uns den Weg zu zeigen, wusste wie lang er noch war und dass man ihn besser nicht in der Dunkelheit laufen sollte. Doch unsere Füße und Beine wussten das nicht und irgendwann tat jeder Schritt weh und wurde auf dem unebenen Weg immer gefährlicher, weil die Konzentration stetig nachließ. Als wir irgendwann dann alle keine Lust mehr hatten, weil uns alles wehtat und die Sonne beinahe schon unterging, fanden wir endlich einsam an einem Hang klebend unser Domizil für die Nacht. Ich zog als erstes meine Schuhe aus, auf die sich gleich die Mücken stürzten, doch immerhin konnten die Druckstellen und Blasen so auch mal frische Luft schnappen und wie auf dem ganzen Weg hatten wir einen wundervollen Blick über Täler und Berge.

Alles blüht

Spirituelle Gegenstände
 
Abendbrot, Plumsklo, enge Nacht, Frühstücken, Zähneputzen und wieder in die Wanderschuhe hinein. Erst ging es sehr steil bergab, weil wir den Fluss überqueren mussten, dessen Brücke leider kaputt war. Wir sprangen also von Stein zu Stein durch die schäumenden Fluten auf die andere Seite, wo wir dann den ganzen Berg wieder hinauf mussten. Die Zeitangaben unserer Führerin wurden auch immer abenteuerlicher: erst insgesamt anderthalt Stunden, dann von oben auf dem Weg noch vier und eine Stunde später plötzlich noch fünf. Irgendwann ebnete sich der Weg aber, sodass wir das letzte Stück beinahe entspannt gehen konnten, bis wir dann irgendwann in Yanacachi ankamen, wo unser Seminar stattfand.
Waffeln backen

Kickern

Yanacachi ist ein Dorf in den Bergen der Yungas, dass durch den Wanderweg, den wir gegangen sind sogar ein bisschen touristisch angelegt ist. Viel sahen wir davon jedoch nicht, denn wir wollten nur noch duschen und unsere Füße ausruhen lassen. Doch zuerst wurden wir von Schwestern in ihrem Heim gut bewirtschaftet. Dort bekamen wir die Tage sehr leckeres Essen und dort fanden auch unsere Seminarthemen statt. Ein bisschen weiter in der Straße, befindet sich dann ein Wochenendhaus von einer Familie aus La Paz, wo wir alle geschlafen haben. Ein großes, gut ausgestattetes Haus, wo wir grillen, Waffeln backen, Kicker und Tischtennis spielen und die Abende gemütlich auf der Terasse zum Garten hin verbringen konnten. Der kleine Pool war leider ein wenig dreckig, sonst wäre er sicher auch noch genutzt worden. Doch so fanden wir auch noch Zeit zum quatschen, Uno-spielen und uns mit dem zum Haus gehörenden Wachhund anzufreunden, der liebevol „Horsti“ getauft wurde.

Armbänder knüpfen

Mit Horsti anfreunden

Die Themen des Seminars waren Spiritualität, die gesellschaftliche Situation in Bolivien, sowie Abschiednehmen. Alles sehr interessant und wichtig und von den verschiedenen Referenten gut gestaltet. Und dann ging das Abschiednehmen auch schon los, denn vor allem die Freiwilligen vom Bistum Trier werde ich in Bolivien wahrscheinlich nicht mehr sehen. Da musste ich zurück in La Paz dann schon einigen auf unbestimmte Zeit Tschüss sagen, obwohl ich noch sechs Wochen im Land bin. Doch man wohnt nicht immer so nah beieinander und ich kann nicht noch alle besuchen, denn ich muss ja auch noch ein bisschen Zeit in meinem Projekt und meiner Gastfamilie in El Torno verbringen.

Tischtennis spielen

Damit liebe Grüße auch von meinen inzwischen beinahe verheilten Füßen
Lisi
Wir Freiwilligen mit den lieben Schwestern, die uns bewirtet haben