Donnerstag, 26. Juli 2012

Die Affen rasen durch den Wald

Die Anakonda
 
So, bevor ich noch irgendwann einen Bericht über meine abschieds- und verabredungsreichen  letzten Tage hier in Bolivien schreibe, will ich erst noch einmal von meiner letzten und ausgesprochen faszinierenden Reise berichten.
Schildkröte beim Sonnenbad

Von weit weg beinahe unsichtbare Vögel

Ich traf mich mit Franziska, Sophie und Johanna in La Paz, schlugen uns dort einen Tag um die Ohren und setzten uns dann ins Flugzeug. Da waren wir doch ein wenig nervös, denn es war ein kleines Propellerflugzeug und die Berichte von Bekannten über den Flug waren nicht gerade ermutigend. Soch wir hatten einen begabten Piloten und setzten nach einer knappen Stunde auf der Landebahn in Rurrenabaque auf. Und da merkten wir mal wieder, wie unterschiedlich Bolivien sein kann. Wir waren nämlich mit vor Kälte zitternden Gliedern aus dem absolut nicht grünen El Alto im Hochland gestartet und als wir aus dem Flugzeug ausstiegen, beschlug alles durch die Feuchtigkeit und ich konnte bei der Hitze gleich beide Pullis ausziehen. Außerdem sah um uns herum plötzlich alles so aus, wie in Santa Cruz, nur nicht so trocken, denn Rurrenabaque liegt im Vor-Amazonasgebiet, beherbergt also sehr viele Flüsse.

Wasserschweine wälzen sich im Schlamm

Der von uns liebevoll getaufte: Flügeltrockner

Nach einer kurzen Fahrt im Minibus kamen wir bei der Touragentur an, bei der Johanna aus La Paz schon unsere Drei-Tages-Tour gebucht hatte. Die startete auch gleich und wir durften uns auf einer drei stündigen Fahrt über eine Staubstraße weiterhin dern Hintern platt sitzen. Doch dank des Fahrers konnte sich unsere Gruppe (außer uns vier Mädchen noch ein Paar aus England und zwei Jungs aus Israel) einer kurzen Pause erfreuen, denn auf der Straße sonnte sich gerade eine zwei Meter lange Anakonda. Die nahm der Fahrer dann natürlich auch gleich in die Hand, sodass wir sie bewundern konnte.

Nesträuber

Fröhliche Reisegruppe

Zum Mittagessen kamen wir in ein größeres Dorf, was auch nach der ganzen Fahrt die einzige Zivilisation war und von dort aus, ging es in anderem Gefährt weiter: ein langes Boot. Rucksäcke und Vorräte rein, Autofahrer durch Bootskapitän und gleichzeitig Guide ersetzt, Klappstühle aufgeklappt und auf gings. Den ganzen Tag fuhren wir über den ruhigen Fluss und entdeckten vor allem jede Menge unbekannter Vögel, einige Schildkröten und Wasserschweine und konnten die Füße auch mal ins angenehm kühle Wasser halten. Das erste Highlight war die Affenbande, die in dem Busch hauste, in den wir etwas unbeabsichtigt reingefahren sind. Und die waren nicht gerade schüchtern, sondern sprangen gleich fröhlich über uns und das Boot. Ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Das zweite Highlight war ein zehn Meter entfernter, ruhig am Ufer dösender Alligator. Später stellten wir aber fest, dass bei unserem Nachdomizil (Holzverschläge auf Pflöcken) der Alligator Pedro heimisch war und dort den ganzen Tag am Ufer lag und sich sogar anfassen ließ.

Es gab auch Möwen

Herr Nielson

Nachdem wir den Sonnenuntergang über der Pampa (so nennt man das dortige Flussgebiet) genossen und zu Abend gegessen hatten, setzten wir uns erneut ins Boot und machten uns im Dunkeln auf die Such nach gelb leuchtenden Augen im Wasser: Alligatoren auf der Jagd. So spannend, wie es klingt, war es dann aber nicht, weil wir im Gegensatz zu unserem Guide kaum Augen gesehen haben. Dafür hat er dann aber noch ein Babykrokodil aus dem Ufer gefischt, was vor Schreck erstarrt war.

Am nächsten Tag ging es dann erst einmal zu Fuß weiter: auf Schlangensuche! Wir wateten durch knöcheltiefes Sumpfwasser und fühlten uns mit unseren Gummistiefeln und Antimückenspray gut ausgerüstet. Doch da irrten wir uns, denn die Mücken ließen sich absolut nur durch Erschlagen davon abhalten uns überall zu zerstechen und die hohen Gummistiefeln halfen dann bei mehr als knietiefem Wasser auch nichts mehr. Und wir haben nicht mal eine Schlange gefunden. Also einfach Pech gehabt. Mit hunderten Mückenstichen mehr und sumpfigbraunem Wasser in Stiefeln und eingezogen in Socken und Hosen machten wir uns dann zum Mittagessen und anschließenden Siesta (Mittagspause) wieder zu unseren Hütten auf.

Brutzeit

Pedro kühlt sich im Wasser

Anschließend mussten die nicht Vegetarier unter uns dann einmal selbst für ihr Abendessen sorgen. Denn es sollte Piranha zu Essen geben, doch die springen natürlich nicht einfach so auf den Teller, sondern die muss man erst einmal angeln. Doch das ist eine Kunst für sich, denn nur weil man ein Fleischstückchen am Haken befestigt, die Leine auswirft und wieder einholt, wenn es zuppelt, heißt das noch lange nicht, dass da dann auch ein Fisch dran hängt. Nein, die Piranhas waren in den meisten Fällen viel schlauer als die Angler und fraßen einfach das Fleisch vom Haken ohne anzubeißen und die Angeln wurden eins um andere Mal leer aus dem Wasser gezogen. Schließlich hatten aber Johanna und Sophie Glück und ein Fisch biss an. Auch die Israelis und die Engländerin fügten ihren Beitrag zum Essen bei, den Rest fischte der Guide, der mehr Glück als alle zusammen hatte. Die Erfahrung Piranha zu essen schien aber dann etwas enttäuschend, denn es war gerade mal eine Gabel an einem Fisch dran.

Sonnenuntergang über der Pampa

Ab in den Sumpf!

Libelle

Am dritten Morgen hatte sich die Sonne hinter eine dicke Wolkendecke verzogen und es war kalt geworden, doch dafür kam eine andere Affenart raus und wurde natürlich von den Touris gleich mit Bananen belohnt, die sie gekonnt aus der Schale pulten um sie genüsslich zu verspeisen und sich keineswegs an den begeistert fotografierenden Menschen stören ließen. Und dann gingen wir wieder auf Suche. Diesmal wieder im Boot, denn wir wollten die pinken Flussdelfine sehen. Und es schien als hätten sie nur auf uns gewartet, denn kaum waren wir losgefahren, tauchten sie immer in unserer Nähe aus dem Wasser auf, prusteten oder hielten eine Flosse in die Luft. In einer Bucht, wo sie vergnügt zu spielen schienen, wagten sich dann einige von uns (ich natürlich auch) zu ihnen ins Wasser. Nach langem Schwimmen machten Johanna und ich dann die aufregende und beägstigende Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn ein zwei Meter großer Delfin im undurchsichtigen Wasser unter dir schwimmt und es ihm gefällt mit deinem Fuß zu spielen. Und dabei haben Delfine nichts süß Flauschiges an sich, sondern sind komplett mit harter Haut versehen und haben auch eine Menge Zähne, die ich dann (ganz harmlos) an meinem Fuß zu spüren bekam. Abenteuer pur!

Schmetterling

Bis zu den Knien im Sumpfwasser versunken

Und damit endete das Abenteuer Pampa dann leider auch schon wieder. Mit dem Boot ging es zurück zum Anleger, von dort wieder mit dem Auto nach Rurrenabaque und nach anderthalb Tagen dort wieder mit dem Flugzeug ins kalte El Alto/La Paz zurück.

Ein großer Reiher

Ausbeute fürs Abendessen

Gekonnt wird die Banana aus der Schale gepult

Wunderschöne Papageien


Unsere Gruppe mit dem Guide am letzten Tag
Liebe Grüße vom Ohrwurm des Liedes „Die Affen rasen durch den Wald...“, der uns seit der Affenbande nicht mehr losließ
Lisi

P.S.: Von den Delfinen habe ich keine Fotos, weil die einfach zu schnell waren...

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