Dienstag, 3. Juli 2012

Da schreien die Füße

Steiler Aufstieg
 
Da waren die Blasen, die ich von meiner Wanderung in Peru bekommen habe noch nicht verheilt, da mussten meine armen Füße erneut in die Wanderschuhe, denn das Endseminar stand vor der Tür.
 
Aussicht auf grünere Zeiten

Kurz vorm Sonnenuntergang angekommen
 
Dafür ging es erst einmal wieder die bereits bekannte Strecke nach La Paz und diesmal fuhr ich nicht alleine, sondern wurde von den Freiwilligen Sven, Christopher und Lissy begleitet. Zuerst waren wir ja noch ganz zufrieden mit dem Bus, doch dann merkten Lissy und ich, dass unsere Sitze nicht zum nach hinten klappen geeignet waren – wir mussten also mit aufrechten Rückenlehnen 19 Stunden fahren und versuche irgendwie Schlaf zu finden – und dann war auch noch ausgerechnet der Fernseher in unserer Sichtweite so am Flackern, dass wir von „Titanic“ kaum etwas sehen konnten. Aber wir kamen auch so irgendwie in La Paz an, schlenderten den Tag über durch die Stadt und kehrten schließlich abends mit vielen der anderen Freiwilligen in einem Hostel ein. Dort ging es dann an die schwierige Aufgabe unsere Sachen auf zwei Gepäckstücke zu verteilen: ein leichtes zum mit auf die Wanderung nehmen und den Rest, der mit dem Auto fahren würde.
 
Unsere Wegführerin
 
Morgens um fünf klingelte dann der Wecker, um sechs trafen wir uns mit unseren Verantwortlichen Magnus und Araceli und dann ging es aus der Stadt und immer bergauf. Aber erst einmal im Bus, bis der uns dann in einer Berglandschaft rausließ und wir von dort aus laufen mussten. Wir befanden uns inzwischen auf 4900 Metern über Normalnull und es ging noch ein ganzes Stück Weg steil bergauf. Nach zehn Schritten blieb mir schon die Luft weg und der wenige Sauerstoff, den ich einatmete, kam nicht mehr in meinen Beinen an. Nach viel Anstrengung und einer Pause nach jeder Serpentine schaffte ich es irgendwann auch zum Bergkreuz. Und von dort bot sich uns ein atemberaubender Blick auf schneebedeckte Gipfel und weit unten in der Ferne grüne Berge.
 
Der wunderschöne Fluss der uns begleitete
 
Von da an ging es nur noch bergab. Dadurch war ich zwar nicht mehr so aus der Puste, dafür ging es aber mit der Zeit ganz schön auf die Beine. Dort mit jedem Schritt verloren wir an Höhenmetern und die Landschaft um uns herum veränderte sich nach und nach. Aus gefrorenen Bächen wurden große Flüsse, die kahlen Geröllhänge wurden zu bewaldeten Bergen und der steinige Weg irgendwann zu einem Trampelpfad durch den Dschungel. Und vor allem wurde es immer wärmer, sodass wir schnell mit Klamotten um uns warfen.
 
Nicht mehr ganz so schön der Fluss: unterhalb der Mine

Wochenenddomizil
 
Wir hatten aber auch ein ordentliches Tempo drauf, denn die Cholita, die vor uns herlief um uns den Weg zu zeigen, wusste wie lang er noch war und dass man ihn besser nicht in der Dunkelheit laufen sollte. Doch unsere Füße und Beine wussten das nicht und irgendwann tat jeder Schritt weh und wurde auf dem unebenen Weg immer gefährlicher, weil die Konzentration stetig nachließ. Als wir irgendwann dann alle keine Lust mehr hatten, weil uns alles wehtat und die Sonne beinahe schon unterging, fanden wir endlich einsam an einem Hang klebend unser Domizil für die Nacht. Ich zog als erstes meine Schuhe aus, auf die sich gleich die Mücken stürzten, doch immerhin konnten die Druckstellen und Blasen so auch mal frische Luft schnappen und wie auf dem ganzen Weg hatten wir einen wundervollen Blick über Täler und Berge.

Alles blüht

Spirituelle Gegenstände
 
Abendbrot, Plumsklo, enge Nacht, Frühstücken, Zähneputzen und wieder in die Wanderschuhe hinein. Erst ging es sehr steil bergab, weil wir den Fluss überqueren mussten, dessen Brücke leider kaputt war. Wir sprangen also von Stein zu Stein durch die schäumenden Fluten auf die andere Seite, wo wir dann den ganzen Berg wieder hinauf mussten. Die Zeitangaben unserer Führerin wurden auch immer abenteuerlicher: erst insgesamt anderthalt Stunden, dann von oben auf dem Weg noch vier und eine Stunde später plötzlich noch fünf. Irgendwann ebnete sich der Weg aber, sodass wir das letzte Stück beinahe entspannt gehen konnten, bis wir dann irgendwann in Yanacachi ankamen, wo unser Seminar stattfand.
Waffeln backen

Kickern

Yanacachi ist ein Dorf in den Bergen der Yungas, dass durch den Wanderweg, den wir gegangen sind sogar ein bisschen touristisch angelegt ist. Viel sahen wir davon jedoch nicht, denn wir wollten nur noch duschen und unsere Füße ausruhen lassen. Doch zuerst wurden wir von Schwestern in ihrem Heim gut bewirtschaftet. Dort bekamen wir die Tage sehr leckeres Essen und dort fanden auch unsere Seminarthemen statt. Ein bisschen weiter in der Straße, befindet sich dann ein Wochenendhaus von einer Familie aus La Paz, wo wir alle geschlafen haben. Ein großes, gut ausgestattetes Haus, wo wir grillen, Waffeln backen, Kicker und Tischtennis spielen und die Abende gemütlich auf der Terasse zum Garten hin verbringen konnten. Der kleine Pool war leider ein wenig dreckig, sonst wäre er sicher auch noch genutzt worden. Doch so fanden wir auch noch Zeit zum quatschen, Uno-spielen und uns mit dem zum Haus gehörenden Wachhund anzufreunden, der liebevol „Horsti“ getauft wurde.

Armbänder knüpfen

Mit Horsti anfreunden

Die Themen des Seminars waren Spiritualität, die gesellschaftliche Situation in Bolivien, sowie Abschiednehmen. Alles sehr interessant und wichtig und von den verschiedenen Referenten gut gestaltet. Und dann ging das Abschiednehmen auch schon los, denn vor allem die Freiwilligen vom Bistum Trier werde ich in Bolivien wahrscheinlich nicht mehr sehen. Da musste ich zurück in La Paz dann schon einigen auf unbestimmte Zeit Tschüss sagen, obwohl ich noch sechs Wochen im Land bin. Doch man wohnt nicht immer so nah beieinander und ich kann nicht noch alle besuchen, denn ich muss ja auch noch ein bisschen Zeit in meinem Projekt und meiner Gastfamilie in El Torno verbringen.

Tischtennis spielen

Damit liebe Grüße auch von meinen inzwischen beinahe verheilten Füßen
Lisi
Wir Freiwilligen mit den lieben Schwestern, die uns bewirtet haben

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