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Steiler Aufstieg |
Da waren die
Blasen, die ich von meiner Wanderung in Peru bekommen habe noch nicht verheilt,
da mussten meine armen Füße erneut in die Wanderschuhe, denn das Endseminar
stand vor der Tür.
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Aussicht auf grünere Zeiten |
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Kurz vorm Sonnenuntergang angekommen |
Dafür ging es
erst einmal wieder die bereits bekannte Strecke nach La Paz und diesmal fuhr
ich nicht alleine, sondern wurde von den Freiwilligen Sven, Christopher und
Lissy begleitet. Zuerst waren wir ja noch ganz zufrieden mit dem Bus, doch dann
merkten Lissy und ich, dass unsere Sitze nicht zum nach hinten klappen geeignet
waren – wir mussten also mit aufrechten Rückenlehnen 19 Stunden fahren und
versuche irgendwie Schlaf zu finden – und dann war auch noch ausgerechnet der
Fernseher in unserer Sichtweite so am Flackern, dass wir von „Titanic“ kaum etwas
sehen konnten. Aber wir kamen auch so irgendwie in La Paz an, schlenderten den
Tag über durch die Stadt und kehrten schließlich abends mit vielen der anderen
Freiwilligen in einem Hostel ein. Dort ging es dann an die schwierige Aufgabe
unsere Sachen auf zwei Gepäckstücke zu verteilen: ein leichtes zum mit auf die
Wanderung nehmen und den Rest, der mit dem Auto fahren würde.
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Unsere Wegführerin |
Morgens um fünf
klingelte dann der Wecker, um sechs trafen wir uns mit unseren Verantwortlichen
Magnus und Araceli und dann ging es aus der Stadt und immer bergauf. Aber erst
einmal im Bus, bis der uns dann in einer Berglandschaft rausließ und wir von
dort aus laufen mussten. Wir befanden uns inzwischen auf 4900 Metern über
Normalnull und es ging noch ein ganzes Stück Weg steil bergauf. Nach zehn
Schritten blieb mir schon die Luft weg und der wenige Sauerstoff, den ich
einatmete, kam nicht mehr in meinen Beinen an. Nach viel Anstrengung und einer
Pause nach jeder Serpentine schaffte ich es irgendwann auch zum Bergkreuz. Und
von dort bot sich uns ein atemberaubender Blick auf schneebedeckte Gipfel und
weit unten in der Ferne grüne Berge.
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Der wunderschöne Fluss der uns begleitete |
Von da an ging es
nur noch bergab. Dadurch war ich zwar nicht mehr so aus der Puste, dafür ging
es aber mit der Zeit ganz schön auf die Beine. Dort mit jedem Schritt verloren
wir an Höhenmetern und die Landschaft um uns herum veränderte sich nach und
nach. Aus gefrorenen Bächen wurden große Flüsse, die kahlen Geröllhänge wurden
zu bewaldeten Bergen und der steinige Weg irgendwann zu einem Trampelpfad durch
den Dschungel. Und vor allem wurde es immer wärmer, sodass wir schnell mit
Klamotten um uns warfen.
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Nicht mehr ganz so schön der Fluss: unterhalb der Mine |
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Wochenenddomizil |
Wir hatten aber
auch ein ordentliches Tempo drauf, denn die Cholita, die vor uns herlief um uns
den Weg zu zeigen, wusste wie lang er noch war und dass man ihn besser nicht in
der Dunkelheit laufen sollte. Doch unsere Füße und Beine wussten das nicht und
irgendwann tat jeder Schritt weh und wurde auf dem unebenen Weg immer
gefährlicher, weil die Konzentration stetig nachließ. Als wir irgendwann dann
alle keine Lust mehr hatten, weil uns alles wehtat und die Sonne beinahe schon
unterging, fanden wir endlich einsam an einem Hang klebend unser Domizil für
die Nacht. Ich zog als erstes meine Schuhe aus, auf die sich gleich die Mücken
stürzten, doch immerhin konnten die Druckstellen und Blasen so auch mal frische
Luft schnappen und wie auf dem ganzen Weg hatten wir einen wundervollen Blick
über Täler und Berge.
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Alles blüht |
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Spirituelle Gegenstände |
Abendbrot,
Plumsklo, enge Nacht, Frühstücken, Zähneputzen und wieder in die Wanderschuhe
hinein. Erst ging es sehr steil bergab, weil wir den Fluss überqueren mussten,
dessen Brücke leider kaputt war. Wir sprangen also von Stein zu Stein durch die
schäumenden Fluten auf die andere Seite, wo wir dann den ganzen Berg wieder
hinauf mussten. Die Zeitangaben unserer Führerin wurden auch immer
abenteuerlicher: erst insgesamt anderthalt Stunden, dann von oben auf dem Weg
noch vier und eine Stunde später plötzlich noch fünf. Irgendwann ebnete sich
der Weg aber, sodass wir das letzte Stück beinahe entspannt gehen konnten, bis
wir dann irgendwann in Yanacachi ankamen, wo unser Seminar stattfand.
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Waffeln backen |
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Kickern |
Yanacachi ist ein
Dorf in den Bergen der Yungas, dass durch den Wanderweg, den wir gegangen sind
sogar ein bisschen touristisch angelegt ist. Viel sahen wir davon jedoch nicht,
denn wir wollten nur noch duschen und unsere Füße ausruhen lassen. Doch zuerst
wurden wir von Schwestern in ihrem Heim gut bewirtschaftet. Dort bekamen wir
die Tage sehr leckeres Essen und dort fanden auch unsere Seminarthemen statt.
Ein bisschen weiter in der Straße, befindet sich dann ein Wochenendhaus von
einer Familie aus La Paz, wo wir alle geschlafen haben. Ein großes, gut
ausgestattetes Haus, wo wir grillen, Waffeln backen, Kicker und Tischtennis
spielen und die Abende gemütlich auf der Terasse zum Garten hin verbringen
konnten. Der kleine Pool war leider ein wenig dreckig, sonst wäre er sicher
auch noch genutzt worden. Doch so fanden wir auch noch Zeit zum quatschen,
Uno-spielen und uns mit dem zum Haus gehörenden Wachhund anzufreunden, der
liebevol „Horsti“ getauft wurde.
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Armbänder knüpfen |
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Mit Horsti anfreunden |
Die Themen des
Seminars waren Spiritualität, die gesellschaftliche Situation in Bolivien,
sowie Abschiednehmen. Alles sehr interessant und wichtig und von den
verschiedenen Referenten gut gestaltet. Und dann ging das Abschiednehmen auch
schon los, denn vor allem die Freiwilligen vom Bistum Trier werde ich in
Bolivien wahrscheinlich nicht mehr sehen. Da musste ich zurück in La Paz dann
schon einigen auf unbestimmte Zeit Tschüss sagen, obwohl ich noch sechs Wochen
im Land bin. Doch man wohnt nicht immer so nah beieinander und ich kann nicht
noch alle besuchen, denn ich muss ja auch noch ein bisschen Zeit in meinem
Projekt und meiner Gastfamilie in El Torno verbringen.
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Tischtennis spielen |
Damit liebe Grüße
auch von meinen inzwischen beinahe verheilten Füßen
Lisi
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Wir Freiwilligen mit den lieben Schwestern, die uns bewirtet haben |
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